Bei Sale-and-Lease-Back wird Vermögen reaktiviert, das bereits im Unternehmen vorhanden ist

Oft werden wir von mittelständigen Unternehmen gefragt, welche Möglichkeiten zur Unternehmensfinanzierung die klassische Hausbankfinanzierung ergänzen können. Für viele Unternehmen empfiehlt sich hier das Sale-and-Lease-Back-Modell, mit der das Eigenkapital gestärkt und die Liquidität verbessert werden kann.

Wie bei allen alternativen Methoden der Unternehmensfinanzierung geht es nicht um die Ablösung, sondern die Ergänzung zur Hausbank. Insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Situationen kann es auch aus Sicht der Hausbank sinnvoll sein, alternative Finanzierungspartner mit an Bord zu haben. Und angesichts der immer weiter gestiegenen Anforderungen aus den Regelungen nach Basel III ist es aus Sicht der Unternehmer nahezu zwingend, eine strategische Finanzplanung voranzutreiben, die eine Optimierung der Bilanzstruktur zum Ziel hat.

Hierbei kann die Sale-and-Lease-Back-Methode eine wichtige Funktion übernehmen, weil in vielen Betrieben stille Reserven schlummern, die zur Stärkung des Eigenkapitals gehoben werden können. Das Prinzip ist simpel: Das Unternehmen verkauft bereits abgezahltes und in der Regel abgeschriebenes Inventar (Maschinen, Geräte und ähnliches mobiles Vermögen) an einen Finanzierungspartner. Direkt im Anschluss erhält das Unternehmen den Verkaufspreis und least die Anlagen mittelfristig zurück.

Besonders für das produzierende Gewerbe ist das eine intelligente Möglichkeit zur Liquiditätssteigerung, weil sie eine Liquiditäts- und Ertragsbeschaffung unmittelbar aus der eigenen Substanz des Unternehmens ermöglicht.

Ein Praxisbeispiel

Ein Fall aus unserer jüngsten Beratungspraxis veranschaulicht die Situation vieler Mittelständler. Ein Unternehmen aus der Entsorgungsbranche war mit einer der Hausbanken im Gespräch, um eine anstehende Liquiditätslücke zu finanzieren. Es bestanden jedoch seitens der Hausbanken wenig Möglichkeiten, frisches Kapital zur Verfügung zu stellen. Das Unternehmen verfügte aber über Anlagevermögen, welches im Rahmen eines möglichen Sale-and-Lease-Back-Deals zur Refinanzierung herangezogen werden konnte. Anhand der Anlagenliste konnte innerhalb von wenigen Tagen ein indikatives Angebot vom potenziellen Finanzierungspartner gemacht werden. In diesem Fall hatten wir gemeinsam mit der Maturus Finance GmbH das Projekt gestartet.

Wie funktioniert Sale-and-Lease-Back?

Ein Eigentümer eines Wirtschaftsgutes verkauft die (von Rechten Dritter freien) Anlagegegenstände und least diese Gegenstände sofort wieder zurück. Der Leasingvertrag ist entgegen dem Mietkaufvertrag so gestaltet, dass die Leasinggeberin auch wirtschaftliche Eigentümerin der Objekte wird. Somit wird dort das Leasinggut entsprechend bilanziert. Die Nutzungsrechte bleiben beim Unternehmen.

In dem zitierten Praxisfall konnten ergebnis- und liquiditätsseitig entsprechende Effekte erzielt werden. Die Eigenkapitalquote stieg ebenfalls etwas an. Damit wird beim Unternehmen neben der erhöhten Liquidität auch eine verbesserte Bilanzstruktur erzielt.

Steuerrechtlich kann die Hebung von abgeschriebenen Anlagegütern zu steuerlichen Gewinnen führen. Diese können mit möglichen Verlustvorträgen verrechnet werden. In unserem Praxisfall konnten Maschinen identifiziert werden, die sogar einen gegenläufigen Effekt hatten, sodass die Steuerlast der gehobenen stillen Reserven reduziert wurde.

Beim klassischen Sale-and-Lease-Back werden die künftigen Leasingraten als Betriebsausgabe geltend gemacht. Die Verträge werden so gestaltet, dass das Unternehmen am Ende der Laufzeit die verkauften Objekte zurück erwirbt.

Wie schnell funktioniert ein derartiges Modell?

Anbieter dieser alternativen Finanzierungsmodelle orientieren sich im Prinzip nur an den anzukaufenden Objekten. Von renommierten Gutachtern wird der Wert unter Berücksichtigung der Zweitmarktfähigkeit ermittelt. Damit wird der Ankaufswert und somit der Liquiditätszufluss ermittelt. In unserem Fall konnten nach Vorlage des Wertgutachtens nach circa drei Wochen die Verträge geschlossen und der Ankauf umgesetzt werden. Insofern verfügte das Unternehmen relativ schnell über die gewünschte und erforderliche Liquidität. Auch die Hausbanken befürworteten diesen Weg und haben im Einzelfall erforderliche Erklärungen (Pfandhaftentlassungserklärungen etc.) abgegeben. Denn sehr häufig sind die Gegenstände durch alte Sicherungsübereignungserklärungen noch bei den Banken als Sicherheit verhaftet.    

Auch wenn natürlich die wirtschaftliche Verfassung des Unternehmens grundsätzlich eine Rolle spielt, so braucht das Unternehmen keine weiteren Sicherheiten zu stellen oder Covenants vereinbaren. Deshalb belegt die Leasinggesellschaft das höhere Risiko mit einer entsprechenden Risikoprämie. In unserem Beispiel lag die effektive Verzinsung bei rund 10 % p.a. Aktuell starten wir mit einem anderen Anbieter ein Ankaufsprojekt in Bulgarien. Die verkaufende Gesellschaft muss jedoch stets ihren Sitz in Deutschland haben.

Fazit

Das Sale-and-Lease-Back-Modell gehört nicht zu den reinen Risikofinanzierungen. Die Methode hat sich seit Jahren etabliert und ist für die mittelständige Wirtschaft ein kalkulierbares Verfahren. Weitere Rückgriffe auf anderes Vermögen des Unternehmens erfolgen nicht. Es wird letztlich das Vermögen reaktiviert, das bereits im Unternehmen vorhanden ist.

Das Sale-and-Lease-Back-Modell stellt aus unserer Sicht eine interessante Komponente für den Finanzierungsmix dar, welche mittelständische Unternehmen insbesondere in wirtschaftlich schwächeren Phasen prüfen sollten. Wir sind mit entsprechenden Finanzierungspartnern im engen Kontakt und können helfen, ein derartiges Projekt zu begleiten.