Im abschließenden Teil unserer Serie zur Bilanzanalyse erläutern wir Kennzahlen zur Finanz- und Liquiditätslage.

Im dritten und letzten Teil unserer Serie zur Jahresabschlussanalyse möchten wir Ihnen einige der gängigen Kennzahlen zur Finanzlage bzw. Liquiditätslage von Unternehmen vorstellen.

Während sich die Analyse der Vermögenslage auf bilanziertes Vermögen sowie Schulden bezieht (vgl. bdp aktuell 60) und die Ertragslage auf den Erfolg im Jahresabschluss (vgl. bdp aktuell 61), bezieht sich die Analyse der Finanzlage auf tatsächlich entstandene Zahlungsströme (Cash-Flow) im Unternehmen bzw. auf die Fähigkeit des Unternehmens Zahlungsströme zu generieren bzw. flüssige Mittel zu erhalten.

Analyse der Finanzlage

Bei der Analyse der Finanzlage wird die Erwirtschaftung von Zahlungsmitteln durch das Unternehmen betrachtet. Liquiditätsziel ist die Fähigkeit eines Unternehmens, jederzeit seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können. Diese Fähigkeit hängt vom Grad der Abstimmung zwischen Zahlungspotenzial und Zahlungsverpflichtung ab.

Analyse der Kapitalflussrechnung

Die Kapitalflussrechnung (Cash-Flow-Rechnung) stellt die Differenz zwischen Einzahlungen und Auszahlungen innerhalb einer Periode dar. Dabei stellt der Kapitalfluss eine Maßgröße für den aus dem leistungswirtschaftlichen Prozess erwirtschafteten Zahlungsüberschuss dar (Unterdeckung).

Die Kapitalflussrechnung kann direkt aus der Finanzrechnung oder indirekt aus dem Jahresüberschuss ermittelt werden. In der Praxis hat sich die indirekte Ermittlung durchgesetzt, die im Weiteren vor allem dargestellt wird. Die Kapitalflussrechnung ist quasi ein Finanz- und Erfolgsindikator, der zeigt, in welcher Höhe das Unternehmen aus eigener Kraft, insbesondere aus laufender Betriebstätigkeit, finanzielle Mittel erwirtschaftet hat.

Direkte Ermittlung

Direkt wird der Cash-Flow wie folgt ermittelt:

Zahlungswirksame Einnahmen - zahlungswirksame Ausgaben der Periode

Hierzu wären aber in der Finanzbuchhaltung alle nicht zahlungswirksamen Vorgänge direkt zu eliminieren, das kann in den allermeisten Buchhaltungen nicht dargestellt werden.

Indirekte Ermittlung

Die indirekte Ermittlung wird wie folgt ermittelt (vereinfachte Darstellung):

Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
+/- Abschreibungen
+/- Veränderungen der langfristigen Rückstellungen
= Cash-Flow

Üblicherweise wird der Covenants aber in einer wesentlich ausführlicheren Darstellung ermittelt, indem dieser in die Bestandteile

  • Cash-Flow aus operativer Tätigkeit,
  • Cash-Flow aus Investitionstätigkeit und
  • Cash-Flow aus Finanzierungstätigkeit

aufgeteilt wird. Dabei lässt sich als Faustregel sagen, dass durch die laufende (operative) Tätigkeit zumindest die Investitionen (Ersatz) gedeckt sein sollten. Durch die Finanzierungstätigkeit sind Lücken aufzufüllen bzw. insbesondere bei langfristigen Investitionen für die fristgerechte Deckung zu sorgen.

Analyse von verschiedenen Liquiditätskennzahlen

Analyse der Liquiditätsgrade

Die Liquiditätsgrade geben wichtige Informationen darüber, in welchem Umfang das bilanzierende Unternehmen vorhandenes Aktivvermögen auch sofort oder später zahlungswirksam nutzen kann. Es liegt die Annahme zugrunde, dass ein finanzielles Gleichgewicht vorhanden ist, wenn Zahlungsverpflichtungen durch entsprechend flüssige oder flüssig zu machende Vermögenswerte abgedeckt sind.

Häufig verwendete Kennzahlen sind: Liquidität 1. Grades (Barliquidität), Liquidität 2. Grades, und Liquidität 3. Grades.

Liquidität 1. Grades

Die Liquidität 1. Grades liefert Informationen darüber, wie das Verhältnis von Barmitteln zu kurzfristigen Verbindlichkeiten ist, d. h. wie schnell kurzfristig fällige Verbindlichkeiten durch das vorhandene Barvermögen bezahlt werden können. Dies ermittelt sich wie folgt:

Liquidität 1. Grades = (liquide Mittel : kurzfristige Verbindlichkeiten) x 100

Die liquiden Mittel bestehen hierbei aus Barvermögen, Bankguthaben sowie sofort fälligen Schecks. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten bestehen aus den Positionen, die kurzfristig zu Zahlungsabflüssen führen, z. B. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen oder sonstige Verbindlichkeiten.

Liquidität 2. Grades

In der Praxis ebenfalls sehr häufig ermittelt wird die Kennzahl der Liquidität 2. Grades, da diese im Gegensatz zur Barliquidität auf kurzfristig liquidierbares Umlaufvermögen erweitert wird, d. h. auf Forderungen, die innerhalb eines Jahres fällig sind (z. B. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und sonstige Vermögensgegenstände). Sie wird wie folgt ermittelt:

Liquidität 2. Grades = ((flüssige Mittel + Forderungen) : kurzfristige Verbindlichkeiten) x 100

Liquidität 3. Grades

Eine Erweiterung auf das gesamte Umlaufvermögen (inkl. Vorräte) wird bei der Liquidität 3. Grades vorgenommen. Je höher der Prozentsatz der Liquiditätsgrade ist, desto besser steht es um die (kurzfristige) Zahlungsfähigkeit.

Sonstige Liquiditätskennzahlen

Working Capital (Ratio)

Auch die Ermittlung des Working-Capital-Ratio wird häufig im Rahmen der Liquiditätsanalyse verwendet. Dieses zeigt an, in welchem Umfang das vorhandene Umlaufvermögen im Unternehmen finanziert ist.

Das Working Capital (absolut) ermittelt sich wie folgt:

Working Capital = Umlaufvermögen – kurzfristiges Fremdkapital

Das Working-Capital-Ratio ermittelt sich wie folgt:

Working-Capital-Ratio = (Working Capital : Umlaufvermögen) x 100

Es gilt die Faustregel, dass die künftige Liquiditätslage umso besser ist, je höher das Working Capital ist.

Analyse der Deckungsgrade

Die Analyse der Deckungsgrade gibt an, in welchem Umfang das vorhandene langfristige Vermögen durch vorhandenes Eigenkapital bzw. langfristiges Fremdkapital abgedeckt ist. Hierzu dürfen wir auf unsere Ausführungen zum ersten Teil der Serie (bdp aktuell Ausgabe 60) verweisen.

Die Ausführungen zur Jahresabschlussanalyse innerhalb der letzten drei Ausgaben von bdp aktuell konnten Ihnen natürlich nur einen kleinen Eindruck verschaffen; wir hoffen aber, dass dieser dazu beigetragen hat, dass Sie sich  ein wenig besser im Dschungel der Rating-Kennzahlen zurecht finden.

Selbstverständlich stehen wir Ihnen im Rahmen von Beratungsgesprächen zu vertiefenden Fragestellungen gerne zur Verfügung.

Bilanzanalyse

Serie Bilanzanalyse Teil 1  Maß nehmen

Im ersten Teil unserer Serie zur Bilanzanalyse erläutern wir Kennzahlen zur Vermögens- und Kapitallage

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Serie Bilanzanalyse Teil 2  Reiche Ernte?

Im zweiten Teil unserer Serie zur Bilanzanalyse erläutern wir gängige Kennzahlen zur Ertragslage von Unternehmen

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Serie Bilanzanalyse Teil 3  Fließt alles?

Im abschließenden Teil unserer Serie zur Bilanzanalyse erläutern wir Kennzahlen zur Finanz- und Liquiditätslage.

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