Wie gehen unsere Mandanten mit den Herausforderungen der Pandemie um? Wir sprechen mit ihnen über aktuelle Probleme. In dieser Ausgabe befragen wir Jürgen Schlote, CEO der Schlote-Gruppe.

Die Corona-Krise hat naturgemäß viele der bdp-Mandanten vor schwierige wirtschaftliche Herausforderungen gestellt. Um herauszufinden, wie unsere Mandanten mit der aktuellen Situation umgehen und welche Maßnahmen unternehmensintern ergriffen wurden, werden wir in dieser und den folgenden Ausgaben von bdp aktuell immer wieder mit Führungskräften über diese schwierigen Fragen sprechen. 

Diesen Monat haben wir mit dem CEO der Schlote-Gruppe, Jürgen Schlote, über die aktuelle Situation im Unternehmen gesprochen. Die Schlote-Gruppe ist ein weltweit agierender Technologie- und Kompetenzverbund hoch spezialisierter Werke der industriellen Metallbearbeitung mit innovativen Automatisierungskonzepten. Größtenteils wird hier für die Automobilindustrie produziert. bdp begleitete das Unternehmen im Jahr 2013 nach Tianjin. Die Situation in China, die Entwicklungen in der ganzen Welt und die Auswirkungen auf die Automobilbranche sieht der Geschäftsführer kritisch – trotzdem hat die Krise auch positive Auswirkungen auf das Unternehmen.

____ Herr Schlote, in Ihrem TV-Interview mit der „Deutschen Welle“ sagten Sie im Frühjahr: „Der Einbruch der Wirtschaft ist desaströs, die Folgen sind im Moment noch nicht absehbar“. Damals haben Sie sich selbst die Frage gestellt: „Was machen wir in Zukunft anders?“ Haben Sie darauf für sich selbst eine Antwort gefunden?

Abschließend habe ich diese Frage natürlich noch nicht beantwortet, aber was wir anders machen ist, dass wir auf eine deutlich höhere Flexibilität achten, was unsere Fertigungstechnologien angeht, dass wir deutlich stärker auf die Lieferantenketten und auf deren Absicherung achten und dass wir unsere Vereinbarungen und Verträge noch stärker auf Belastbarkeit und Einhaltung durch den Kunden ausrichten.

____ Ihr neuer Standort „Schlote Automotive Italia srl“ wurde gerade erst kürzlich in Betrieb genommen. Stand das Projekt wegen der Krise auf der Kippe?

Das Projekt war tatsächlich seit November 2019 geplant, und durch den Corona-Einbruch ist das Vorhaben nicht gänzlich infrage gestellt worden, aber es haben sich schlichtweg die Terminschienen verändert. Der Grund, warum wir nach Italien gegangen sind, ist ja unser Kunde. Dieser Kunde ist in Süditalien, und somit verfügen wir über einen großen Logistikvorteil. Allerdings ist durch den Einbruch der Corona-Krise der Werksaufbau und das gesamte Timing natürlich deutlich beeinflusst worden. Wir wollten eigentlich ab dem 01.07.2020 im Werk produzieren, nun konnten wir den Produktionsstart erst am 01.10.2020 durchführen. Aber auch dieses verspätete Datum konnte nur mit vielen kleinen und größeren Problemen umgesetzt werden.

____ Wie haben Sie in Ihrem Unternehmen auf die Krise reagiert?

Es gab besonders in unserer Branche nicht wahnsinnig viele Möglichkeiten. Also mussten wir uns auf vier große Themenkreise fokussieren: Der erste Themenkreis war die sofortige Umsetzung von Kurzarbeit, der Zweite ist ein nachhaltiges Kostenreduzierungsprogramm und der dritte große Themenkreis ist die Aussetzung der Tilgung gegenüber Banken. Und über allem standen die ganze Zeit alle erforderlichen Maßnahmen zur Steigerung und Sicherung der Liquidität. 

Nach innen gerichteten Aktivitäten bezogen sich weitestgehend auf Videobotschaften an unsere Mitarbeiter sowie regelmäßige schriftliche Updates per Mail und per Aushang. Da wir ja ein Produktionsunternehmen sind, war es uns enorm wichtig, alle Mitarbeiter zu erreichen. 

Dazu wurde eine Corona-Task-Force im Unternehmen gebildet, in der es wöchentliche Meetings zur aktuellen Situation und Lösungsfindungen gibt.

____ Wie wurden Ihre Teams restrukturiert?

Wir haben an unserer Aufbauorganisation nichts grundsätzlich geändert. Der Arbeitsaufwand war gerade am Anfang der Pandemie, als die Kurzarbeit einsetzte, deutlich geringer, das haben sich die Teams dann entsprechend aufgeteilt. Was wir eingeführt haben, waren viele Möglichkeiten für Homeoffice und Remote Working, natürlich nur in den Bereichen, in denen es umsetzbar ist. Wenn wir den Erfolg von Homeoffice in unserem Unternehmen bisher beurteilen müssten, hat es weitestgehend sehr erfolgreich funktioniert.

____ Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag verändert?

Erst einmal ist durch Corona alles gefühlt sehr viel langsamer geworden. Man erreicht Menschen schwieriger. Auch Kunden und Lieferanten sind schwerer zu erreichen und auch das eigene Team. Mein persönlicher Alltag hat sich dahingehend verändert, dass ich mich von einem Tag auf den anderen plötzlich fast ausschließlich mit dem Krisenmanagement beschäftigen musste: Wie schaffen wir es, die Maßnahmen in den genannten vier großen Themenbereichen auch schnellstmöglich umzusetzen? 

Ich denke, für unsere Mitarbeiter hat sich geändert, dass der Arbeitsort nun teilweise ein anderer ist, genau wie der Workload. Damit hat die Kurzarbeit auch stärker eingesetzt.

____ Schlote betreibt auch ein Werk in Tianjin, China. Wie gehen Sie damit um, dass Sie aktuell nicht vor Ort sein können?

Unser Schlote-Werk in China läuft zum Glück autark. Das Werk hat eine eigenständige Aufbauorganisation, da gibt es entsprechend von der Werkleitung bis in die Bereichsleitung eigene Verantwortliche und das hat in meinen Augen bis heute letztendlich ganz vernünftig funktioniert.

____ Im Rahmen des Rettungsschirms wurde der Fokus auf die Subventionierung von E-Mobilität gelegt, jedoch werden moderne Verbrenner außen vor gelassen. Wie ist Ihre Meinung zu dieser Entscheidung?

Also grundsätzlich muss man eins sagen: Alles, was den CO2-Ausstoß minimiert, ist positiv zu bewerten. Wo allerdings meines Erachtens nach die Subventionierung zu kurz gedacht ist, ist die Entscheidung nur E-Fahrzeuge und Hybridfahrzeuge zu fördern. Das hat verschiedene Auswirkungen. Für mich nicht nachvollziehbar ist, dass man nicht die modernen Verbrenner auch fördert, denn am Ende wäre es sogar sinnhaft moderne Diesel zu fördern. Diese haben dann den geringsten CO2-Ausstoß, und das NOx-Problem ist technisch heutzutage gelöst. Denn, wenn wir davon ausgehen, dass die Deutschen noch Verbrenner fahren, ist man am ökologischsten mit einem modernen Dieselfahrzeug unterwegs.

____ Gab es im Unternehmen trotz der Krise positive Entwicklungen, die Sie überrascht haben?

Das ist eine sehr schwierige Frage, und es ist noch schwieriger zu beantworten. Eine Sache, die mich jedoch sehr überrascht hat, ist die Tatsache, dass unser Krankenstand dramatisch zurückgegangen ist. Im Vergleich zum Vorjahr hat er sich im selben Zeitraum mehr als halbiert. Die Gründe dafür kenne ich nicht zu 100 %, jedoch ist dies einer der auffälligsten positiven Punkte.

____ Herr Schlote, wir bedanken uns für diese interessanten Einblicke.

Unternehmensführung in der Pandemie

Unternehmensführung in der Pandemie (1)  „Unser Werk in China läuft autark!“

Wie gehen unsere Mandanten mit den Herausforderungen der Pandemie um? Wir sprechen mit ihnen über aktuelle Probleme. In dieser Ausgabe befragen wir Jürgen Schlote, CEO der Schlote-Gruppe.

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Unternehmensführung in der Pandemie (2)  „Dieses Jahr hat auch viel Spaß gemacht!“

Wie gehen unsere Mandanten mit den Herausforderungen der Pandemie um? Wir sprechen mit ihnen über diese Probleme. In dieser Ausgabe befragen wir die Familie Knoop-Troullier von „AUST Fashion“.

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Unternehmensführung in der Pandemie (3)  „Der Zusammenhalt innerhalb der Firma bleibt!“

Wie gehen unsere Mandanten mit den Herausforderungen der Pandemie um? Interviewpartner in unserer Serie ist in dieser Ausgabe Michael Oehler, Geschäftsführer des Berliner Schuhlabels Trippen.

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Unternehmensführung in der Pandemie (5)  „Wir haben geflucht, aber auch gelacht!“

Wie gehen unsere Mandanten mit den Herausforderungen der Pandemie um? Interviewpartner in unserer Serie ist in dieser Ausgabe Rolf-Peter Marzahl, Geschäftsführer der Marzahl Gruppe GmbH.

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Management in der Pandemie (6)  „Der Wunsch nach Homeoffice wird bleiben.“

Wie gehen Unternehmensleitungen mit den Herausforderungen der Pandemie um? Interviewpartner in unserer Serie ist in dieser Ausgabe Dr. Michael Bormann, seit 1992 bdp-Gründungpartner.

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