Wie die Digitalisierung die Wirtschaft hin zur Industrie 4.0 auch die Wirtschaftsprüfung zu Audit 4.0 transformiert und welche Rolle Drohnen zukünftig bei der Inventur spielen könnten.

Die beruflichen Kernaufgaben eines jeden Wirtschaftsprüfers sind die betriebswirtschaftlichen Prüfungen, insbesondere von Jahresabschlüssen und Lageberichten von Unternehmen. Mit der Digitalisierung und der zunehmenden Vernetzung der Weltwirtschaft müssen auch die Wirtschaftsprüfer mit dem digitalen Transformationsprozess der Unternehmen Schritt halten.

Datenmengen, Verfügbarkeit, Komplexität und die Vernetzung aber auch die Anforderungen an Datensicherheit, Transparenz und Know-how nehmen zu. Die sich wandelnden Anforderungen und innovativen Geschäftsmodelle bedingen eine Modernisierung der Prüfung. Dabei vollzieht sich nicht nur der digitale Wandel zur Industrie 4.0, sondern auch der Wandel der Wirtschaftsprüfung zu Audit 4.0.

Digitale Instrumente der Wirtschaftsprüfung

Was jahrzehntelang selbstverständlich war, muss überdacht werden. Die Digitalisierung ist so gut wie in jedem Arbeitsbereich angekommen. Die Welt verändert sich. Das gilt für Abschlussprüfer wie auch für Mandanten. Kurz- bis mittelfristig werden die Systeme sämtlicher Unternehmen vollständig digitalisiert, und auch die Geschäftsmodelle sind zunehmend digital. Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wie die bdp Revision und Treuhand (bdp RuT) müssen mit ihren Mandanten bei der digitalen Transformation Schritt halten.

Angehörige des Berufsstandes müssen wissen, welche Effekte diese Transformation gesamt- wie betriebswirtschaftlich nach sich ziehen. Bei der Prüfung gewinnen Wirtschaftsprüfer in der Regel ein tiefes Verständnis über das zu prüfende Unternehmen, dessen Prozessabläufe und den Aufbau des Rechnungswesens. Mit diesem Wissen können sie Risikofaktoren frühzeitig identifizieren und auch Maßnahmen zur Betrugsprävention (Fraud Prevention & Detection) entwickeln. Die Prozessanalyse (Process-Mining) ist eine vielversprechende Möglichkeit der präventiven Risiko- und Frauderkennung. Sie ermöglicht es, bei der Prüfung Abweichungen sowie Schwachstellen in Unternehmensprozessen und deren Kontrolle zu identifizieren. Beim Process-Mining werden beispielsweise Ereignisprotokolle aus den ERP-Systemen genutzt. Dabei werden Geschäftsprozesse visuell abgebildet, mit dem Idealbild verglichen und Risiken, sowie Optimierungspotenziale aufgezeigt. Dolose Handlungen durch Manipulation des Prozesses können so systematisch aufgezeigt werden.

Auch die immer größeren Datenmengen (Big Data) ermöglichen die Einführung weiterer innovativer Prüfungshandlungen. Neben der klassischen stichproben-gestützten Prüfung statistischer Annahmen ist es angesichts der enorm gestiegenen Menge verfügbarer Daten inzwischen möglich, Geschäftsvorfälle vollständig zu analysieren und reale Abbilder eines Unternehmens zu generieren. Auch bdp setzt daher zunehmend auf die Verwendung statistischer Analysen und Simulationen mit Programmen wie IDEA (Interactive Data Extraction and Analysis) oder DATEV Datenprüfung comfort. Aber auch künstliche Intelligenz (KI) kann die Prüfer beim Umgang mit großen Datenmengen unterstützen. KI ist in der Lage mit großen Datenmengen umzugehen, neue Muster zu identifizieren und den Prüfungsprozess effektiver zu gestalten. Ergebnisse oder Entscheidungen von selbstlernenden KI-Algorithmen sind jedoch aufgrund des Black-Box-Charakters nicht ohne Weiteres nachvollziehbar. Eine vielversprechende Forschungsrichtung in diesem Zusammenhang ist die erklärbare künstliche Intelligenz (XAI), die dabei helfen könnte KI-Entscheidungen besser zu erklären und damit die Transparenz von Entscheidungen zu erhöhen.

Die zunehmende Vernetzung bietet weitere Vorteile. Auf Cloud-Computing basierende Datenaustauschplattformen wie das von bdp genutzte Tool Claudia helfen dabei, eine umfassendere und ortsunabhängige Prüfung zu realisieren. Dass die Wirtschaftsprüfer und ihre Assistenten während der gesamten Prüfung persönlich in Unternehmen anwesend sein müssen, könnte dadurch zur Ausnahme werden.

Davon profitieren sowohl Prüfer als auch ihre Mandanten. Interaktion und Kommunikation können effizienter gestaltet werden und die gewonnene Zeit kann in die Ableitung von Risiko- und Verbesserungspotenziale investiert werden.

Ausblick auf weitere Innovationen

Unter Robotic Process Automation (roboterbasierte Prozessautomatisierungen) versteht man die Durchführung standardisierter oder auch repetitiver Aufgaben durch Software Roboter. Dabei werden einfache manuelle Handlungen nachgeahmt und sich wiederholende Aufgaben von einem Roboter über mehrere Prozess- oder Verarbeitungsschritte hinweg automatisiert. Besonders die zumeist aufwendige Dokumentation von Prüfungshandlungen kann dadurch deutlich effizienter gestaltet werden. Manuelle Dokumentationsschritte in der Dokumentationskette zwischen Mandaten und Prüfungsassistenten bis hin zum Prüfungsleiter werden automatisiert. Somit kann der Zeitaufwand für wenig ertragreiche und administrative Abläufe deutlich reduziert werden und den Prüfern wird die Möglichkeit gegeben, sich mit anderen Prüfungshandlungen umfassender zu beschäftigen.

Auch Drohnen könnten in Zukunft vermehrt in der Wirtschaftsprüfung zum Einsatz kommen. Durch Drohnen automatisierte Inventurbeobachtungen sind effizienter, da der Abschlussprüfer für die Inventurbeobachtung nicht mehr im Lager erscheinen muss. Ähnlich wie die bisherigen Bestandszählungen kann man mit Drohnen zügig einen Lagerort lokalisieren sowie in Echtzeit Inventuraufnahmen durch das Scannen von QR- oder Barcodes durchführen.

Die hier vorgestellten Technologien und Methoden sind teilweise bereits im Einsatz und können Prüfern in Zukunft ermöglichen ein noch tieferes, umfassenderes Verständnis über Unternehmen, Geschäftsprozesse und deren Risiken zu erlangen. Ziel ist es, basierend auf der Digitalisierung und Automatisierung umfassendere Einblicke in den Datenbestand sowie automatisierte Prozesse zu erhalten und somit die Verlässlichkeit und Effizienz der Prüfungen zu erhöhen.