Frau Fang spricht im Interview vom 10. Januar 2024 mit der Deutschen Welle über die aktuelle Immobilienkrise in China und inwiefern sie sich von der Immobilienkrise in Japan in den 1980er/90er Jahren unterscheidet.

Insbesondere beschreibt sie, wie stark die chinesische Regierung in den Immobilienmarkt eingreift, so dass die Blase nicht so leicht platzen werde. Dazu komme, dass das Pro-Kopf-Einkommen in Japan ca. dreimal so hoch sei wie in China. Daher habe China noch viel Raum, um in den kommenden Jahren weiteres Wachstum zu erzielen.Die wirtschaftliche Erholung nach COVID sei zwar nicht so schnell wie man das erwartet hatte, aber das GDP-Wachstum im Jahr 2023 betrug in China 5,3% Prozent. 2024, würde es schätzungsweise bei 4,7% liegen, aufgrund der Schwäche des Immobiliensektors und des Handelskriegs mit den USA.

Hintergrund: Wie die aktuelle Immobilienkrise in China entstehen konnte

In den letzten 20 Jahren wurden mehr und mehr Wohnungen in China gebaut, da hunderte von Millionen Menschen vom Land in die Städte umgezogen sind. Der Anteil der städtischen Bevölkerung Chinas lag im Jahr 2022 bei ca. 65%. Es gab mehr Nachfrage. Der Bedarf an Wohnungen stieg und führte zum Bau tausender neuer Wohnungen. Am Anfang kauften chinesische Privatpersonen Wohnungen für sich selbst. Dann leisteten sich wohlhabendere Menschen in China zweite und dritte Wohnungen als Investition, Kapitalanlage, Altersvorsorge, womit einige auch viel Geld verdienten. Lokale Behörden haben viele Grundstücke an Bauunternehmer verkauft. Die Bauunternehmer bekamen Kredite von der Bank und kauften weitere Grundstücke und bauten. Es war einfach, Geld von der Bank zu leihen und wirkte wie ein Schneeball-Effekt. Aber, viele Bauprojekte kamen in der Corona-Krise monatelang nicht voran, eine Refinanzierung war unmöglich, unfertige Gebäude standen da. In vielen „Geisterstädten“ wurden Immobilien gebaut, die nun leer stehen.  U.a. so kam es zu einer seltsamen Kombination aus unbezahlbarem Wohnraum und einem Überangebot.

Exkurs Immobilien in China: Marktbedingte Besonderheiten in China

Housing Fund

Der Wohnungsfond ist eine Art der chinesischen Sozialversicherung. Der Wohnungsfond dient dazu, chinesischen Mitarbeitern dabei zu helfen, beim Kauf einer eigenen Wohnung Geld zu sparen. Der Wohnungsfond wird sowohl vom Arbeitgeber als vom Arbeitnehmer einbezahlt. Das kennen wir aus Deutschland so nicht. 

70 Jahre Nutzungsrecht. 

Der chinesische Immobilienmarkt hat seine Eigenheiten. Die chinesische Regierung besitzt das Eigentumsrecht am gesamten Land.

In China ist es daher so, dass man grundsätzlich nur das Recht hat, eine private Wohnung 70 Jahre lang für Wohnzwecke zu nutzen. Nach Ablauf dieser Zeit kann aber eine Verlängerung der Nutzungsrechte beantragt werden.

Von der Einzelkindpolitik zur Zweikindpolitik und Dreikindpolitik

In den 70er Jahren durften chinesische Paare nur ein Kind haben. Seit 2015 durften chinesische Paare zwei Kinder haben. Seit 2021 dürfen chinesische Paare drei Kinder bekommen. Doch nun wollen viele chinesische Familien nicht mehr. Die Gründe dafür sind komplex, haben aber vor allem mit den steigenden Lebenskosten und den hohen Immobilienpreisen zu tun.

Seit 2022 beginnt Chinas Bevölkerung negativ zu wachsen. Die Geburtenziffer lag 2022 bei 1.1. In Japan lag sie bei 1.26. in Deutschland lag sie bei 1.46.

Man geht früh in Rente

In Deutschland arbeitet man durchschnittlich bis 67 Jahre. In China geht es früher in Rente. Männer durchschnittlich mit 60, Frauen in Führungspositionen mit 55, Frauen in Angestellten-Positionen sogar mit 50. Das ist für viele Deutsche kaum vorstellbar. Das liegt u.a. daran, dass das Rentensystem in China seit den 1950er-Jahren nicht mehr angepasst worden ist.

Eine Wohnung in China kaufen als AusländerWenn Sie beispielsweise in Peking eine Wohnung kaufen, müssen Sie mindestens fünf Jahre Sozialversicherung und Lohnsteuer in Peking gezahlt haben.

Ausländer dürfen in Peking aber nur eine Immobilie besitzen, in der sie dann auch selbst wohnen. Ausländer dürfen eine Immobilie auch nicht vermieten, da man die Wohnung selbst bewohnen soll.

Wenn Sie als Ausländer eine geschäftliche Immobilie kaufen wollen, müssen Sie zuerst eine chinesische GmbH in China gegründet haben. bdp China unterstützt Sie gerne hierbei.

Wieviel kostet eine Wohnung in China?

In Shanghai kostet eine Neubauwohnung aktuell durchschnittlich ca. 8.300€/m. Eine Altbauwohnung durchschnittlich ca. 7.600€/m. Damit kostet 100-Quadratmeter-Wohnung in Shanghai schnell 1 Mio. €. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Jahreseinkommen in SH lag 2023 bei ca. 19.560€.Wenn man Shanghai mit Hamburg vergleicht, kostet eine Wohnung in Hamburg durchschnittlich ca. 5.900€/m. Eine 100-Quadratmeter-Wohnung in Hamburg kostet ca. 590.000 €. Im Vergleich dazu lag das durchschnittliche Jahreseinkommen in Hamburg 2023 bei ca. 50.000€.

Vereinfacht zusammengefasst verdienen die Menschen in Hamburg damit 2,5 mal so viel wie die Menschen in Shanghai. Der Immobilienpreis in Hamburg beträgt aber fast nur die Hälfte von dem in Shanghai.