Rudolf Scharping über die Chancen und Risiken eines Engagements von deutschen Unternehmen in China

Rudolf Scharping

Wer wie bdp viel in China tätig ist, trifft über kurz oder lang auf Rudolf Scharping. Der Ministerpräsident und Bundesminister a. D. engagiert sich seit über dreißig Jahren in der Zusammenarbeit mit China und ist mit seiner RSBK Strategie Beratung Kommunikation GmbH als gut vernetzter Strategieberater für zahlreiche deutsche und chinesische Firmen sowie öffentliche Institutionen in beiden Ländern tätig. bdp baut durch unsere Projekte die Kontakte aus, die zum Wohle unserer Mandanten im Netzwerk in China sehr wichtig sind. So stellen Kontakte und das bdp-Know-how für beide Seiten eine gute Ergänzung dar.

Rudolf Scharping hat sich in vielen Projekten für wirtschaftlich nachhaltige Lösungen eingesetzt und deren Durchsetzung begleitet. Durch seine zahlreichen Reisen nach China und den ständigen Austausch mit chinesischen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft kennt er das heutige China wie kaum ein anderer. Mit seinem tiefen Verständnis für das „Land des Lächelns“ und seinen Kenntnissen über die wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge in Deutschland und China kann er interessierten Unternehmen und Institutionen wertvolle Hilfestellung bei der Strategie- und Geschäftsentwicklung geben.

Wir freuen uns, dass Rudolf Scharping uns zu einem Interview über die Chancen und Risiken eines China-Engagements zur Verfügung stand.

____Herr Scharping, Sie sind seit langer Zeit als Chinaexperte etabliert und haben schon viele Trends kommen und gehen sehen. Wir stellen in jüngster Vergangenheit mehrfach fest, dass die chinesische Regierung eine Flut von Verordnungen und Regelungen erlässt, die viele Vorgänge für ausländische Investoren schwieriger machen. Das betrifft beispielsweise die formellen Hürden für eine Arbeitserlaubnis oder gar die Unmöglichkeit, Praktikanten einen Einblick in das Leben und Arbeiten in China zu ermöglichen. Ist dies ein Trend, über den wir uns ernsthafte Sorgen machen müssen?

Das kann man differenzierter sehen! Die Regelungen zur Arbeitserlaubnis wurden ja auch deshalb klarer gefasst, weil für regelmäßiges Arbeiten in China das normale Business-Visum nicht gedacht war. Mir macht, auch im Vergleich zu unserem eigenen Land oder auch zu den USA, die Regelungsdichte in China nicht so viel Sorge. Aber die Art des Umgangs mit solchen Regelungen, also eine gewisse Unkalkulierbarkeit, die sehr unterschiedliche Anwendung je nach Region usw. – da ist manches zwar der Größe des Landes geschuldet, aber vieles bleibt sehr ärgerlich und ist ja auch hinderlich für chinesische Interessen.

____Teilweise wird berichtet, dass chinesische Behörden direkt in einzelne Wirtschaftszweige eingreifen und bspw. Kredite erschweren oder die Preisgestaltung beeinflussen, etwa in der Automotive-Branche. Können Sie das bestätigen?

Behörden? Eher nicht. Aber im Vergleich zu den Staatsunternehmen haben private Unternehmen durchaus einen wesentlich schwierigeren und vor allem teureren Zugang zu Krediten. Wenn man die überaus offene und kritische Schlussansprache des Premiers Li Keqiang beim Volkskongress liest, dann sieht man aber auch Anzeichen einer Besserung.

____Wird China damit für Investoren unsicherer?

Das habe ich noch von keinem Investor oder Unternehmen gehört; Unsicherheiten liegen noch immer in der Rechtsanwendung, in fehlender Rechtsstaatlichkeit, dem notwendigen Schutz geistigen Eigentums, einer manchmal sehr unklaren Praxis bei Vergabe und vor allem Entzug von Landnutzungsrechten usw.; auch wenn China sich bemüht.

____Sie sind ein Mann mit großer Erfahrung und vielen Kontakten. Wo können Sie am besten deutsche Unternehmen bei Investments in China unterstützen?

Die RSBK GmbH ist fokussiert auf Strategien zur Geschäftsentwicklung. Da haben wir schon sehr viele deutsche Unternehmen unterstützt. Wir arbeiten derzeit auch bei vier chinesischen Stadtentwicklungen mit.

Das sind spannende Aufgaben, von technischer Infrastruktur bis zur beruflichen Bildung, von Umwelttechnik bis zum Gesundheitswesen oder zu Nahrungsmitteln. Auch auf solchen Feldern haben deutsche Technologien und Unternehmen dank ihres sehr guten Rufs auch sehr gute Chancen.

____Herr Scharping, wir bedanken uns herzlich für dieses Interview.