Geopolitische Spannungen, regulatorische Neuerungen und wachsende Aufmerksamkeit für ethische Lieferketten zwingen Unternehmen dazu, ihre Beschaffungsstrategien neu zu bewerten.

Der internationale Handel befindet sich im Umbruch. Er ist getrieben von geopolitischen Spannungen, regulatorischen Neuerungen und wachsender Aufmerksamkeit für ethische Lieferketten. Für bdp Mechanical Components, ein Unternehmen, das Metallteile aus Osteuropa, Spanien, der Türkei und Asien für europäische Kunden beschafft, erfordern drei zentrale Entwicklungen ein strategisches Umdenken:

  • der US-Handelskrieg und zunehmender Protektionismus
  • der CO2-Grenzausgleichsmechanismus der EU (CBAM)
  • das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz

Diese Faktoren zwingen Unternehmen dazu, ihre Beschaffungsstrategien neu zu bewerten. Sie müssen dabei einen Balanceakt zwischen Kosten, Compliance und Nachhaltigkeit bewältigen. Im Folgenden analysieren wir die Auswirkungen und zeigen auf, wie sich bdp anpassen kann.

Handelskriege: Kurzfristige Kosten vs. langfristige Resilienz

Die von den USA initiierten Handelskriege – geprägt durch Importzölle – könnten Gegenmaßnahmen betroffener Länder auslösen. Für bdp bedeutet das:

  • Höhere Kosten, da Lieferanten Zölle an Käufer weitergeben könnten

Wenn Lieferanten in z. B. China oder der Türkei mit neuen EU-Zöllen konfrontiert werden, könnten sie ihre Preise erhöhen, um diese Kosten auszugleichen. Das zwingt bdp entweder, die Mehrkosten selbst zu tragen (geringere Marge) oder sie an Kunden weiterzugeben (geringere Wettbewerbsfähigkeit). Selbst wenn Zölle nicht direkt auf unsere Lieferkette wirken, können Handelskriege die globalen Materialpreise – etwa für Stahl – durch Marktvolatilität steigen lassen.

  • Lieferkettenstörungen durch fragmentierte Handelsrouten

Handelskriege fördern nationale oder „freundliche“ Lieferbeziehungen und lösen etablierte Lieferketten auf. Ein Beispiel: Wenn ein türkischer Lieferant bestimmte Rohstoffe nicht mehr aus China beziehen kann, kann es zu Verzögerungen kommen. Diversifizierung wird entscheidend, um Abhängigkeiten zu vermeiden.

  • Nearshoring-Chancen, wenn EU-Kunden regionalere Lieferanten bevorzugen

Hersteller in der EU könnten aus Angst vor Zöllen oder politischen Risiken stärker auf europäische Lieferanten setzen. bdp könnte davon profitieren, indem es Partnerschaften mit regionalen Anbietern ausbaut.

Strategische Empfehlung

Diversifizierung ist unerlässlich. Während kostengünstige Beschaffung wichtig bleibt, sollte bdp verstärkt Lieferanten in zollresistenten Regionen prüfen (z. B. Osteuropa, Spanien oder Türkei statt Asien) und EU-Partnerschaften stärken.

CBAM: CO2-Kosten und der Druck zur Lokalisierung

Der CBAM der EU erhebt Zölle auf Importe basierend auf ihrem CO2-Fußabdruck – mit dem Ziel, die EU-Industrie zu schützen und die Dekarbonisierung zu beschleunigen. Für bdp bedeutet das:

  • Wettbewerbsdruck für CO2-intensive Lieferanten

Viele außereuropäische Lieferanten – vor allem in Asien – nutzen kohlebasierte Energie und ineffizientere Produktionsverfahren. Diese verursachen höhere Emissionen und machen die Produkte durch CBAM-Zölle teurer. Stahl aus China oder Indien wird somit deutlich weniger wettbewerbsfähig als europäischer Stahl. bdp muss seine Lieferanten dahingehend neu bewerten und emissionsarme Anbieter bevorzugen.

  • Transparenz beim Emissionsausstoß wird zur Kundenerwartung

EU-Kunden werden vermehrt CO2-Nachweise in Ausschreibungen verlangen – etwa Emissionen pro Tonne Material. Lieferanten ohne belastbare Daten verlieren an Attraktivität. bdp sollte mit seinen Lieferanten daran arbeiten, CO2-Daten zu erfassen – entweder durch Selbstauskunft oder externe Zertifizierungen.

  • Reshoring-Optionen – mit Kostenfolge

Einige Kunden könnten Produktion zurück in die EU verlagern, um CBAM-Kosten zu umgehen. Europäische Produktion ist jedoch teurer. bdp muss abwägen, ob Kunden bereit sind, diesen Aufpreis zu zahlen – oder ob vielleicht CO2-arme Lieferanten in z. B. der Türkei oder Osteuropa die bessere Alternative sind.

Strategische Empfehlung:

Ermitteln Sie proaktiv den CO2-Fußabdruck der Lieferkette. Kooperieren Sie mit Lieferanten, die in emissionsarme Technologien investieren (z. B. türkische Produzenten mit erneuerbarer Energie), um künftige Preisrisiken zu vermeiden.

Lieferkettengesetz: Ethische Beschaffung als Muss

Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet Unternehmen, ihre Lieferketten auf Menschenrechtsverletzungen (z. B. Zwangsarbeit, unsichere Arbeitsbedingungen) und Umweltverstöße zu überwachen. Eine ähnliche EU-weite Regelung steht bevor. Für bdp bedeutet das:

  • „Made in EU“ ist keine Garantie für Compliance!

Auch in Europa können Arbeitsrechtsverstöße auftreten – z. B. in italienischen Textilfabriken mit ausgebeuteten Migranten. Auch Metallbetriebe können Sicherheitsstandards vernachlässigen. bdp muss alle Lieferanten unabhängig vom Standort überprüfen, um rechtliche und Reputationsrisiken zu vermeiden.

  • Vor-Ort-Audits sind unverzichtbar, vor allem in arbeitsintensiven Branchen.

In Bereichen wie Gießen, Zerspanung oder Schmieden herrscht oft ein höheres Risiko für Verstöße. Fragebögen oder Zertifikate reichen nicht. Regelmäßige Besuche durch bdp-Mitarbeitende oder externe Prüfer sind notwendig, um Löhne, Arbeitszeiten und Sicherheitsstandards zu kontrollieren – insbesondere in Risikoregionen.

  • Digitale Tools allein reichen nicht aus.

KI oder Blockchain werden zwar als Lösungen für Transparenz angepriesen, können physische Kontrollen aber nicht ersetzen. Manipulierte Daten oder gestellte Videoaudits sind keine Seltenheit. Nur unangekündigte Inspektionen durch unabhängige Prüfer decken Probleme wie Kinderarbeit oder gefälschte Sicherheitsberichte zuverlässig auf.

Strategische Empfehlung

Investieren Sie in glaubwürdige Auditprozesse – inklusive unangekündigter Kontrollen. Setzen Sie auf langfristige Partnerschaften mit ethisch agierenden Lieferanten, auch wenn die Kosten leicht steigen – der Reputationsschaden im Ernstfall wiegt schwerer.

Der Weg nach vorn: Eine ausgewogene Beschaffungsstrategie

Die kombinierte Wirkung von Handelskonflikten, CBAM und Lieferkettengesetz verlangt von bdp eine flexible, aber werteorientierte Strategie. Statt sich ausschließlich auf lokale Anbieter zu stützen oder den billigsten Anbieter weltweit zu wählen, braucht es:

Geografische Diversifizierung: Risiken verteilen

  • Keine einseitige Abhängigkeit – zum Schutz vor Zöllen, politischen Krisen oder Handelsbeschränkungen.
  • Aufbau von Ausweichlieferanten in verschiedenen Regionen, z. B. Alternativen zu Asien in Europa oder Nordafrika.
  • Aktives Monitoring geopolitischer Entwicklungen – z. B. US-EU-Handelsspannungen oder neue EU-Sanktionen.

Hybrid-Beschaffung: Kosten, CO2 und Compliance in Balance

  • Offshoring mit klarer ESG-Prüfung: Preisvorteile nutzen, aber nur bei ethisch geprüften Lieferanten.
  • Nearshoring oder EU-Produktion für CO2-intensive Teile: z. B. Stahl oder Aluminium aus emissionsarmer Produktion in der EU oder Türkei.
  • Flexibler Mix: Anpassung des Lieferantennetzes je nach Regulierungsstand und Kundenanforderung.

Transparenz als Wettbewerbsvorteil

  • Aufbau eines digitalen ESG-Dashboards mit Echtzeitdaten zu Emissionen, Arbeitsbedingungen und Compliance.
  • Zertifizierung zentraler Lieferanten nach Standards wie ISO 14001 (Umwelt) oder SA8000 (Arbeitsrechte).
  • Positionierung von bdp als „Low-Risk“-Partner für nachhaltige Beschaffung – mit belegbarer Transparenz.

Fazit: Regulierung als Chance begreifen

Diese Veränderungen erhöhen die Komplexität – aber auch die Differenzierungsmöglichkeiten. 

Wer jetzt

  • klug diversifiziert,
  • Kosten und Compliance in Einklang bringt und
  • Transparenz lebt,

wird nicht nur widerstandsfähiger gegenüber Schocks, sondern gewinnt das Vertrauen moderner Kunden.