Wir stellen Ihnen unterschiedliche Werkzeuge für ein abgestuftes Krisenmanagement vor: Von der Fortführungsprognose über Sanierungskonzepte bis hin zum Interimsmanagement

Unternehmen sehen sich in der heutigen Zeit mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert: Lieferketten bleiben instabil, Fachkräfte sind schwer zu finden, die Finanzierungsbedingungen verschärfen sich und geopolitische Unsicherheiten verstärken die Planungsunsicherheit. Vor diesem Hintergrund wird es immer wichtiger, betriebliche Warnsignale frühzeitig zu erkennen und angemessen zu reagieren. Nicht jede unternehmerische Schwierigkeit führt direkt in eine existenzielle Schieflage – doch gerade sogenannte „kleine Krisen“ bergen das Risiko, zu echten Bedrohungen zu werden, wenn sie nicht mit der gebotenen Sorgfalt behandelt werden.

Bei bdp Bormann, Demant & Partner begegnen wir diesem Szenario mit einem abgestuften Krisenmanagement-Ansatz. Je nach Intensität der Krise setzen wir unterschiedliche Werkzeuge ein – von der Fortführungsprognose über Sanierungskonzepte bis hin zum Interimsmanagement. In dieser dreiteiligen Artikelserie stellen wir Ihnen diese Werkzeuge im Einzelnen vor. Den Anfang macht die Fortführungsprognose, unser bewährtes Tool für Unternehmen, die erste Anzeichen wirtschaftlicher Schwierigkeiten erkennen – und verantwortungsbewusst darauf reagieren möchten.

Die Fortführungsprognose – mehr als nur gesetzliche Pflichterfüllung

Die Fortführungsprognose ist ein Begriff, der im deutschen Insolvenzrecht verankert ist. Sie dient der Beurteilung, ob ein Unternehmen in der Lage ist, seine Geschäftstätigkeit über einen Zeitraum von mindestens zwölf Monaten aufrechtzuerhalten. Grundlage ist insbesondere § 19 der Insolvenzordnung (InsO), der die Überschuldung von Kapitalgesellschaften regelt. In der Praxis hat sich der Prüfungsstandard IDW S11 als Richtschnur für die Erstellung solcher Prognosen etabliert. Er definiert die Anforderungen an Inhalt, Aufbau und Dokumentation einer professionellen Fortführungsprognose.

Doch die Fortführungsprognose ist weit mehr als nur ein juristisches Prüfverfahren. Sie ist ein wertvolles Instrument zur Selbsteinschätzung des Unternehmens – ein Spiegel, der zeigt, wo das Unternehmen wirtschaftlich steht, wo Risiken lauern und wie belastbar die aktuelle Planung ist. Insbesondere für Geschäftsleitungen ist sie ein entscheidender Schutzmechanismus, um drohende Haftungsrisiken zu vermeiden. Denn wer bei drohender Insolvenz untätig bleibt oder unzureichende Prüfungen vornimmt, riskiert persönliche Konsequenzen – von der zivilrechtlichen Inanspruchnahme bis zur strafrechtlichen Verantwortung.

Wann eine Fortführungsprognose notwendig ist – und wann sie sinnvoll ist

Formell gesehen ist eine Fortführungsprognose dann erforderlich, wenn insolvenzrechtliche Zweifel an der Unternehmensfortführung bestehen – also insbesondere bei drohender Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung. In der Praxis ist das jedoch oft ein fließender Übergang. Häufig sind es kleine Signale, die auf eine sich anbahnende Krise hinweisen: rückläufige Aufträge, stockende Zahlungen von Kunden, erhöhte Kreditlinien, steigende Lagerbestände oder schleichende Kostenexplosionen. Auch externe Faktoren – etwa der Wegfall von Subventionen oder Regulierungsänderungen – können ein stabiles Geschäftsmodell plötzlich ins Wanken bringen.

In solchen Situationen bietet die Fortführungsprognose einen strukturierten Rahmen, um die wirtschaftliche Lage systematisch zu analysieren. Sie macht sichtbar, ob – und unter welchen Bedingungen – das Unternehmen voraussichtlich in der Lage ist, seine Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen und den Geschäftsbetrieb fortzusetzen. Dabei genügt keine vage Einschätzung. Gefordert ist eine fundierte, transparente und nachvollziehbare Darstellung aller relevanten Daten, Annahmen und Szenarien.

Die methodische Vorgehensweise – was eine Fortführungsprognose leisten muss

Eine professionelle Fortführungsprognose umfasst in der Regel drei zentrale Elemente:

  • Die Bestandsaufnahme: Zu Beginn erfolgt eine umfassende Analyse der aktuellen Unternehmenslage. Dazu gehören Bilanzen, betriebswirtschaftliche Auswertungen, Liquiditätsstatus, bestehende Kreditverpflichtungen sowie operative Kennzahlen. Ziel ist es, ein realistisches Bild der Ausgangssituation zu erhalten.
  • Die Planung: Auf Basis der erhobenen Daten wird eine Planungsrechnung erstellt, die Umsatz-, Kosten- und Liquiditätsentwicklung für die nächsten zwölf Monate abbildet. Hierbei werden Annahmen dokumentiert und Sensitivitäten geprüft – also etwa die Auswirkungen von Auftragsverlusten, Zinsänderungen oder Preissteigerungen.
  • Die Bewertung: Abschließend erfolgt die wirtschaftliche Bewertung: Ist unter den gegebenen Voraussetzungen und unter Berücksichtigung aller bekannten Risiken davon auszugehen, dass das Unternehmen fortgeführt werden kann? Oder ist eine tiefere Sanierung oder gar eine Insolvenzanmeldung erforderlich?

Diese drei Phasen bilden zusammen das Fundament einer belastbaren Fortführungsprognose – rechtssicher dokumentiert, objektiv begründet und fachlich geprüft.

Wie bdp Sie in der kleinen Krise konkret unterstützt

Gerade in der Frühphase einer Krise kommt es darauf an, schnell, aber zugleich umsichtig zu handeln. bdp steht Ihnen in dieser sensiblen Phase als erfahrener und interdisziplinär aufgestellter Partner zur Seite. Unsere Spezialistinnen und Spezialisten aus den Bereichen Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Recht und Unternehmenssanierung arbeiten Hand in Hand, um für Ihr Unternehmen eine maßgeschneiderte Fortführungsprognose zu erstellen.

Wir begleiten Sie bei der Identifikation relevanter Daten, prüfen gemeinsam Ihre Annahmen, erstellen transparente Planrechnungen und leiten daraus konkrete Maßnahmen ab. Dabei behalten wir nicht nur das Unternehmen, sondern auch die Anforderungen Ihrer Stakeholder im Blick – von Banken über Lieferanten bis hin zu öffentlichen Institutionen. Unser Ziel: Ihnen die Entscheidungsgrundlage zu liefern, die Sie brauchen, um mit klarem Blick weiterzusteuern.

Frühzeitiges Handeln bewahrt Handlungsspielräume – und schützt Reputation

Ein häufig unterschätzter Effekt der Fortführungsprognose liegt in ihrer Außenwirkung. Banken, Geschäftspartner und Investoren werten eine professionelle Analyse der Unternehmenslage als Zeichen von Verantwortungsbewusstsein und Weitsicht. Wer frühzeitig transparent handelt und offenlegt, wie das Unternehmen die Herausforderungen angeht, kann Vertrauen erhalten – oder zurückgewinnen. Die Erfahrung zeigt: Unternehmen, die früh aktiv werden, haben deutlich bessere Chancen, eine drohende Krise zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen.

Ausblick: Das Sanierungskonzept für die mittlere Krise

In der nächsten Ausgabe unserer dreiteiligen Serie befassen wir uns mit dem Sanierungskonzept nach IDW S6 – dem Werkzeug für die mittlere Krise. Wenn die Fortführungsprognose erste Zweifel aufwirft oder strukturelle Probleme offensichtlich werden, bedarf es umfassenderer Maßnahmen: strategische Neuausrichtung, tief greifende Kostenreduktion, Gespräche mit Gläubigern oder operative Restrukturierung. 

Sprechen Sie uns an – wir helfen Ihnen, rechtzeitig die richtigen Schritte zu gehen

Zögern Sie nicht, uns anzusprechen, wenn Sie den Eindruck haben, dass sich in Ihrem Unternehmen Risiken aufbauen oder Unsicherheit über die kurzfristige Zahlungsfähigkeit herrscht. Gemeinsam prüfen wir, ob eine Fortführungsprognose angezeigt ist, und begleiten Sie rechtssicher und mit Fokus auf die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens durch alle Schritte.

Mitarbeit: Antonia Schlote

Werkzeuge für das Krisenmanagement

Krisenmanagement Teil 1: Fortführungsprognose  Das Werkzeug für die kleine Krise

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