Unternehmen, die durch die politische Dauerkrise in stürmisches Fahrwasser geraten sind, sollten ihr Finanzmanagement im Griff behalten und moderne Sanierungswerkzeuge wie das StaRUG nutzen.

Für Führungskräfte mittelständischer Unternehmen gestaltet sich die Zeit seit 2020 äußerst anspruchsvoll. Die Bewältigung der Herausforderungen im Zuge der Corona-Pandemie war erst der Anfang. Es folgten geopolitische Krisen mit Handelssanktionen und Lieferengpässen sowie der Abschied von einer langjährigen Nullzinspolitik aufgrund der spürbar gestiegenen Inflation. All dies hat tiefe Spuren hinterlassen.

Seit der letzten Bundestagswahl ist zudem die Ampelregierung im Amt, deren Regierungsbeschlüsse vermehrt ad hoc getroffen werden, sodass keine langfristig konstanten Rahmenbedingungen geschaffen werden. Hohe Tarifforderungen, begründet mit Verweis auf die Pandemie und steigende Preise, verschärfen die Situation weiter. Hinzu kommt die Forderung des Staates, gewährte Coronahilfen innerhalb kürzester Zeit zurückzuzahlen. 

Die staatliche „Sprunghaftigkeit“ erlebt man zudem leider regelmäßig: Offen uneinig geführte Debatten über Subventionen (Stichwort Heizungsgesetz), das spontane Zusammenstreichen solcher aufgrund der Haushaltskrise (Beispiel E-Auto-Förderung) sowie plötzliche Änderungen bei den Förderantragswegen (im Fall der Wärmepumpe) verunsichern Verbraucher und Anbieter nachhaltig. Ein konstantes Geschäftsumfeld kann sich mit einer kurzfristig und zuweilen widersprüchlich agierenden Politik schwerlich einstellen. Inmitten einer politischen Dauerkrise gerät das Land in einen Strudel, in dem Unternehmen schnell in wirtschaftlich stürmisches Fahrwasser geraten können. 

Finanzmanagement im Griff

Diese Entwicklung bestätigt auch Marc Speidel von der Kapitalmarktberatung Lewisfield Deutschland GmbH: „Besonders betroffen sind Unternehmen, bei denen in diesem und im nächsten Jahr Zahlungen aus Anleihen oder anderen Finanzierungen fällig werden. Wenn dann hohe Kosten für Energie und Personal hinzukommen, gerät das Unternehmen schnell aus dem Gleichgewicht. Es ist entscheidend für die Unternehmen, ihr Finanzmanagement rund um die Uhr im Griff zu haben“, empfiehlt Speidel. „Leider reagieren viele Unternehmen zu spät auf die aktuellen Krisen.“

StaRUG & Co als Lösungsansätze

Trotz der Herausforderungen existieren Lösungen für Krisensituationen. Beispielsweise kann ein Sanierungskonzept nach IDW S6 oder ein sogenanntes IBR (Independent Business Research) erstellt werden. Eine Prolongation, also eine Verlängerung des Zahlungsziels, kann mittelständischen Unternehmen ebenfalls helfen. 

Das Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmengesetz für Unternehmen (StaRUG), das am 01. Januar 2021 in Kraft getreten ist und die Europäische Restrukturierungsrichtlinie in deutsches Recht umgesetzt hat, stellt eine weitere vielversprechende Möglichkeit dar. „Im deutschen Sanierungsrecht fehlten bisher spezifische Regelungen für die Durchsetzung und Umsetzung von Sanierungen im Vorfeld eines Insolvenzverfahrens – eine Lücke, die das StaRUG schließt“, so bdp-Gründungspartner Dr. Michael Bormann, der seit vielen Jahren Restrukturierungen begleitet.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Distressed-Debt-Investoren, bei denen spezialisierte Fonds die Refinanzierung finanziell angeschlagener Unternehmen übernehmen.

Marc Speidel betont, dass viele Unternehmen mit einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell, wie etwa Entwickler und Produzenten von solaren Anlagen oder Unternehmen aus dem Bereich der Ernährungswirtschaft, auf einem guten Weg sind, wenn sie Anleihen als alternatives oder ergänzendes Finanzierungsinstrument nutzen. Dabei ist es jedoch entscheidend, dass die Regierung Rahmenbedingungen schafft, welche eine langfristige Planung der Unternehmensfinanzierung gewährleisten.