Dr. Michael Bormann erläutert die Risiken bei Mittelstandsanleihen und die Notwendigkeit von Roadshows

bdp-Gründungspartner Dr. Michael Bormann wurde zur NZWL-Anleihe vom Anleger-Informationsdienst „alpha anleihen & zinsen“ befragt. Wir dokumentieren das Interview zur erfolgreichen Emission der Mittelstandsanleihe und zur Lage im Mittelstandssegment.

alpha anleihen & zinsen: Der Ruf von Mittelstandsanleihen ist angekratzt. Rund jeder zehnte Emittent ist bereits pleite. Nach Monaten der Flaute fungierte jetzt der Autozulieferer Neue ZWL Zahnradwerke Leipzig (NZWL) als Eisbrecher. Wie risikoreich ist das Marktsegment für den Anleger tatsächlich?

Dr. Michael Bormann: Die Qualität der Emissionen beziehungsweise Emittenten ist tatsächlich extrem heterogen. Dabei erhöht es nicht gerade die Visibilität, dass die meisten Mittelstandsanleihen mit einem Kupon zwischen sieben und acht Prozent ausgestattet sind. Da wird meines Erachtens das Risiko zu wenig differenziert. Die Renditen unterscheiden sich meistens erst dann signifikant, wenn die Papiere bereits eine Zeit lang an der Börse notierten.

____Wie kann sich der Anleger ein Bild machen, ob es sich bei einer Emission um ein konservatives Investment handelt oder doch eher um einen hochrisikoreichen Junk Bond?

Wichtig ist natürlich zuerst ein Blick in die Kennzahlen. Ist das Unternehmen finanziell so ausgestattet, dass es auch bei einer weniger erfolgreichen Geschäftsentwicklung den Zins- und Tilgungsdienst leisten kann? Bei der von uns begleiteten NZWL entstehen mit der neuen Anleihe jährliche Zinsverpflichtungen von 1,875 Mio. Euro. In den ersten neun Monaten des abgelaufenen Jahres steigerte die NZWL den Umsatz um 8,4 % auf gut 52 Mio. Euro und erhöhte den Gewinn nach Steuern, also den Periodenüberschuss, um 8,1 % auf 2,4 Mio. Euro. Da müsste also einiges schiefgehen, bevor die Anleihe nicht mehr bedient werden kann. Außerdem ist die Bond-Anleihe zu 50 % besichert.

____Entscheidend ist natürlich auch die Mittelverwendung?

Es gibt vor allem zwei Bereiche, in die sinnvollerweise das eingeworbene Fremdkapital fließen kann. Erstens in die Finanzierung von Wachstum. Die NZWL verwendet rund 60 % des Emissionserlöses für den Bau eines neuen Werks in China, wo sogenannte Synchronisierungen für Doppelkupplungsgetriebe gebaut werden. Diese werden von der Automobilindustrie immer stärker nachgefragt. Das Unternehmen investiert damit in einen absoluten Wachstumsmarkt. Weitere 27 % gehen in verschiedene europäische Wachstumsprojekte. Zweitens macht es grundsätzlich Sinn, höher verzinste Verbindlichkeiten abzulösen. Hierfür entfallen bei der NZWL circa 13 % des Emissionserlöses.

____Ist nicht gerade eine Investition in China mit erhöhten Risiken behaftet?

Die NZWL hat mit Doppelkupplungsgetrieben schon umfangreiche Erfahrungen gesammelt. Damit 2015 die Produktion in China reibungslos starten kann, werden die dortigen Arbeiter vorher im Leipziger Werk geschult. Gleichzeitig begleiten wir die NZWL mit unserer Niederlassung in China vor Ort, um alle steuerlichen und administrativen Hürden aus dem Weg zu räumen.

____Die Platzierung scheint ein Selbstläufer gewesen zu sein?

Nur auf den ersten Blick! Gerade nach den zum Teil schlechten Erfahrungen bei Mittelstandsanleihen war es bei der NZWL unverzichtbar, auf verschiedenen Roadshows interessierten Investoren das Geschäftsmodell und die geplante Mittelverwendung im direkten Gespräch zu erläutern. Für eine erfolgreiche Platzierung reicht ein einfaches Listing an der Börse heute nicht mehr aus.

____Besten Dank für das Gespräch.

weitere Informationen: www.nzwl.de