Unternehmen, die sich in Krisensituationen befinden, sollten gezielt nach erfahrenen Unternehmensberatern für Sanierungen Ausschau halten.

Während landläufig eine Insolvenz meist mit dem Ende des betroffenen Unternehmens gleichgesetzt wird, trifft dies auch in Deutschland rechtlich und praktisch seit einigen Jahren nicht mehr zu. Die Zerschlagung von Krisenunternehmen soll möglichst vermieden und stattdessen verstärkt auf präventive Restrukturierungsmaßnahmen gesetzt werden. 

In unserer Serie „Sanieren statt liquidieren“ erläutern wir die wichtigsten Aspekte der modernen Sanierungspraxis. In dieser Ausgabe steht die Frage im Mittelpunkt: „Wie hilft der Sanierungsberater in der Krise?“

Wie läuft eine Unternehmenssanierung ab?

Eine Unternehmenskrise durchläuft typischerweise mehrere Phasen, beginnend mit der strategischen, über die ergebnisorientierte bis hin zur Liquiditätskrise. Leider zeigt die Realität, dass in den allermeisten Fällen der Krisenberater erst dann gerufen wird, wenn die Liquiditätskrise bereits eingetreten ist. Dies passiert häufig dann, wenn Banken die kritische Situation bereits erkannt haben, Rücklastschriften auftreten oder gar Kontopfändungen vorliegen, was zumindest auf eine Zahlungsstockung hinweist. 

Wenn die Bank die Notbremse zieht, empfiehlt sie dem Kreditnehmer, innerhalb kurzer Zeit einen der vorgeschlagenen Sanierungsberater auszuwählen. Das Zustandekommen des Auftragsverhältnisses erfolgt dann zwischen dem Krisenunternehmen und dem Berater. Sobald der Berater vor Ort ist, folgt er einem weitgehend einheitlichen und strukturierten Ablauf, der sich für Unternehmen aller Branchen in vier Hauptphasen gliedert:

  • Notfallphase
  • Analysephase
  • Verhandlungsphase
  • Umsetzungsphase

Krisenintervention: Wie geht der Sanierungsberater vor?

In der Notfallphase treten oft erste Anzeichen von Zahlungsproblemen oder sogar Zahlungsunfähigkeit auf, beispielsweise durch Pfändungen oder andere Vollstreckungsmaßnahmen. Nach der Beauftragung des Beraters ist es entscheidend, zunächst eine gewisse Beruhigung an der Front der Gläubiger zu erreichen, damit die weiteren Schritte überhaupt durchführbar sind. Dies geschieht bspw. durch einen offenen und aufrichtigen Brief an die wichtigsten Gläubiger, in dem Sanierungsmaßnahmen angekündigt werden und um Zurückhaltung bei Vollstreckungsmaßnahmen gebeten wird.

Die Analysephase erfordert vom Berater, innerhalb einer oft knappen Zeitspanne, eine umfassende Untersuchung des aktuellen Zustands des Unternehmens und potenzieller Sanierungsmaßnahmen. Am Ende dieser Phase muss die Frage beantwortet werden, ob das Unternehmen lebensfähig ist und ob es saniert werden kann. 

In der Praxis haben sich zwei Ansätze nach IDW S6 (Institut der Wirtschaftsprüfer) für diese Herausforderung entwickelt:

  • Fortführungsprognose
  • Formelles Sanierungskonzept

Die Fortführungsprognose ist kompakter und konzentriert sich in der Regel auf die tatsächlichen wirtschaftlichen Ursachen der Krise und die Möglichkeiten zu ihrer Behebung. Das formelle Sanierungskonzept hingegen ist umfassender.

Die Verhandlungsphase beginnt, sobald die Untersuchung ergeben hat, dass das Unternehmen grundsätzlich fortgeführt werden kann. In dieser Phase müssen mit den Gesellschaftern, Fremdkapitalgebern und Kreditoren die Umsetzungsmöglichkeiten ausgehandelt werden, wobei in den meisten Fällen zusätzliches Kapital benötigt wird.

Die Verhandlungen sollten durch detaillierte Planungsrechnungen unterstützt werden, die die Notwendigkeit der zu erzielenden Einigungen verdeutlichen müssen.

Die Umsetzungsphase erfordert die Einführung der wichtigsten Überwachungstools, sofern diese im Unternehmen noch nicht vorhanden sind. Dazu gehören die tägliche Liquiditätsdisposition, die kurzfristige Liquiditätsplanung und die mittelfristige Ergebnis- und Liquiditätsplanung. Ebenso muss ein sogenanntes Sanierungs-Management-Cockpit implementiert werden, das regelmäßig wichtige Kerninformationen abbildet.

Ein wesentlicher Bestandteil dieser Umsetzungsphase ist die offene und faktenbasierte Kommunikation gegenüber den Gesellschaftern und Gläubigern der Gesellschaft.

Kapitel 1: Krisenintervention Wie geht der Sanierungsberater vor?

Wenn sich der Berater im Krisenunternehmen vor Ort befindet, folgt er in allen Branchen einem ähnlichen und strukturierten Vorgehen.

Wenn sich der Berater im Krisenunternehmen vor Ort befindet, folgt er in allen Branchen einem ähnlichen und strukturierten Vorgehen.

Kapitel 2: Sanierungsplanung Was muss der Sanierungsberater können?

Ein Sanierungsberater muss über umfassende Erfahrung und überzeugende Fähigkeiten verfügen, um erfolgreich akzeptierte Sanierungspläne umzusetzen.

Ein Sanierungsberater muss über umfassende Erfahrung und überzeugende Fähigkeiten verfügen, um erfolgreich akzeptierte Sanierungspläne umzusetzen.

Sanierungsplanung: Was muss der Sanierungsberater können?

In der Notfallphase sind essenzielle Kenntnisse im Insolvenzrecht unerlässlich, da die gesetzlichen Bestimmungen dem Unternehmen strenge Restriktionen für den fortlaufenden Betrieb auferlegen. Darüber hinaus sind sehr gute Kommunikationsfähigkeiten von großer Bedeutung.

In der Analysephase spielen fundierte betriebswirtschaftliche Kenntnisse eine entscheidende Rolle. Leider neigen viele Unternehmer dazu, die Krisenursachen nur sehr oberflächlich zu analysieren. Hierbei ist es entscheidend, dass nur mit dem Wissen über die tatsächlichen Krisenursachen effektive Gegenstrategien entwickelt werden können.

Daneben erfordert dies auch ein gewisses Maß an psychologischem Geschick und Empathie, um das Verständnis für den in die Krise geratenen Unternehmer zu vertiefen. Darüber hinaus muss der Sanierungsberater kompetent mit Ergebnis- und Liquiditätsplänen umgehen können.

Die Verhandlungsphase stellt einen besonders anspruchsvollen Abschnitt dar und erfordert die erfolgreiche Navigation von Beratern, die über Erfahrung im Ausgleich der Interessen von Banken, anderen Finanziers, Unternehmenseigentümern und Mitarbeitern verfügen. Nur durch diese Fähigkeiten können ausgewogene Konzepte entwickelt werden.

Deshalb ist für Berater, die neu in diesem Bereich tätig sind und keine umfangreiche Liste von erfolgreich sanierten Unternehmen vorweisen können, besonders herausfordernd.

Während der Umsetzungsphase ist es entscheidend, zwischen der konzeptionellen Umsetzung des Sanierungsplans mit dem entsprechenden Reporting über den Fortschritt der Maßnahmen und einem potenziell erforderlichen praktischen Einsatz im Unternehmen zu unterscheiden. Letzterer zielt darauf ab, die leistungswirtschaftlichen Maßnahmen vor Ort zu implementieren und zu steuern.

Fazit

Die Herausforderungen von Unternehmen in Krisensituationen erfordern gezielte Maßnahmen und kompetente Unterstützung durch erfahrene Sanierungsberater. Diese Experten spielen eine entscheidende Rolle bei der Analyse finanzieller Probleme, der Entwicklung maßgeschneiderter Restrukturierungspläne und der konkreten Umsetzung von Maßnahmen zur langfristigen Wiederherstellung der finanziellen Stabilität. Das übergeordnete Ziel ist die erfolgreiche Restrukturierung und Vermeidung von Insolvenzen.

Sanieren statt liquidieren

Sanieren statt liquidieren  Einführung in die Sanierungspraxis

Wir starten in dieser Ausgabe eine Serie von Überblicksartikeln, die eine Einführung in die wichtigsten Aspekte der Sanierungspraxis geben und auf weiterführende Informationen verweisen.

Wir starten in dieser Ausgabe eine Serie von Überblicksartikeln, die eine Einführung in die wichtigsten Aspekte der Sanierungspraxis geben und auf weiterführende Informationen verweisen.

Sanieren statt liquidieren // Teil B   Krisen erkennen und bekämpfen

Wer will und einen realistischen Blick wagt, kann Unternehmenskrisen zuverlässig und rechtzeitig erkennen. Je früher dies geschieht, desto größer sind die Chancen auf einen erfolgreichen Turnaround.

Wer will und einen realistischen Blick wagt, kann Unternehmenskrisen zuverlässig und rechtzeitig erkennen. Je früher dies geschieht, desto größer sind die Chancen auf einen erfolgreichen Turnaround.

Sanieren statt liquidieren // Teil C  Ein nichtöffentliches Verfahren

Das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) ermöglicht ein formelles Restrukturierungsverfahren ohne einen Insolvenzantrag und ohne Eintrag in das Handelsregister.

Das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) ermöglicht ein formelles Restrukturierungsverfahren ohne einen Insolvenzantrag und ohne Eintrag in das Handelsregister.